Auf der Strecke Frankfurt am Main nach Paris erreicht der ICE 3 eine Geschwindigkeit von bis zu 330 km/h. Dennoch ist ein Unglück wegen massiv überhöhter Geschwindigkeit in Deutschland sehr unwahrscheinlich. Wir erklären, wie automatische Sicherheitseinrichtungen für eine sichere Bahnfahrt sorgen.
Zugbeeinflussung gewährleistet das Einhalten des Tempolimits
In Deutschland ist es unmöglich, dass ein Lokführer das Tempolimit missachtet und mit überhöhter Geschwindigkeit in eine Kurve rast. Denn das komplette Streckennetz der Bahn ist mit automatischen Sicherungseinrichtungen ausgestattet: die sogenannte Zugbeeinflussung. Dank dieser Systeme kann ein Zug zum Halten gebracht und bei Geschwindigkeiten über 160 km/h auch geführt werden. Das automatische Sicherheitssystem ist ab einer Zuggeschwindigkeit von 100 km/h vorgeschrieben. Ausschließlich auf ausgewiesenen Nebenstrecken wird auf die Zugbeeinflussung verzichtet. Denn hier dürfen Züge in der Regel maximal Tempo 80 fahren.
Diese automatischen Sicherheitseinrichtungen sorgen für eine sichere Bahnfahrt
Im deutschen Streckennetz kommen hauptsächlich die Punktförmige Zugbeeinflussung (PZB) und die Linienzugbeeinflussung (LZB) zum Tragen. Ergänzt werden diese Sicherheitssysteme durch die Sicherheitsfahrschaltung (Sifa). Der Lokführer kann diese Sicherheitseinrichtung während der Bahnfahrt nicht deaktivieren. Er kann also nicht selbst bestimmen, schneller zu fahren, als es für die Strecke erlaubt ist.
Die Punktförmige Zugbeeinflussung (PZB)
Bei der Punktförmigen Zugbeeinflussung erfolgt die Informationsübertragung und die Überwachung punktuell. Zwischen den Schienen sind Kabel und Transponder verlegt. Über Sensoren werden die Geschwindigkeit und der Standort des Zugs ermittelt. Diese Messdaten werden binnen Sekundenbruchteilen an das Triebfahrzeug übertragen. Fährt ein Zugführer mit zu hohem Tempo oder überfährt ein haltzeigendes Signal, wird der Zug notfalls automatisch abgebremst.
Mit dem PZB wird auch die zulässige Geschwindigkeit an verschiedenen Punkten auf der Strecke kontrolliert. So muss der Zug an bestimmten Positionen wie vor einer Kurve seine Geschwindigkeit um mehr als 20 Prozent reduzieren. Fährt der Zug an den Messpunkten zu schnell, wird er automatisch gebremst.
Die Linienzugbeeinflussung (LZB)
Bei Zuggeschwindigkeiten über 160 km/h tritt eine weitere Sicherheitseinrichtung in Kraft. Denn bei dieser Geschwindigkeit benötigt man mehr als den üblichen 1.000-Meter-Abstand zwischen Vor- und Hauptsignal, um den Zug anzuhalten. Mittels eines Anzeigesystems wird der Triebfahrzeugführer über die bevorstehende Strecke informiert. Nähert er sich dem Signalpunkt, wird er zum Bremsen aufgefordert. Hierfür sorgt die LZB, die den Zug permanent führt. Die LZB stellt auch die Einhaltung der korrekten Geschwindigkeit sicher, indem sie das Tempo technisch dauerhaft kontrolliert. Überschreitet der Zugführer die zulässige Geschwindigkeit, springt die LZB automatisch ein und bremst den Zug ab. Sollte dieses Sicherheitssystem ausfallen, wird automatisch das nächste Sicherungssystem aktiviert: die PZB.
Die Sicherheitsfahrschaltung (Sifa)
Die Sicherheitsfahrschaltung (Sifa) ergänzt die PZB und die LZB. Während der Fahrt muss der Lokführer mindestens alle 30 Sekunden ein Pedal oder einen Taster bedienen. Diese Aktion zeigt dem System: Der Zugführer ist handlungsfähig. Wenn das Pedal oder der Taster nicht aktiviert werden, warnt das System den Lokführer. Nach einer optischen Warnung erfolgt ein akustisches Signal. Reagiert der Zugführer auf beide Signale nicht, wird der Zug automatisch durch die Sifa gebremst.
Hinweis: Wie Vorsignale und Hauptsignale neben den automatischen Sicherheitseinrichtungen für eine sichere Bahnfahrt sorgen, lesen Sie in unseren Blogbeiträgen.
Tragen automatische Sicherheitssysteme dazu bei, dass Sie sich während einer Bahnfahrt sicherer fühlen? Wir freuen uns auf Ihre Eindrücke und Erfahrungen. Nutzen Sie hierfür das Kommentarfeld.