Blinde und hochgradig sehbehinderte Menschen benötigen Unterstützung. Nur so können sie sich selbstbestimmt orientieren. Hierfür sorgt ein Leitliniensystem. Wir stellen Ihnen das Blindenleitsystem vor, das Blinde nicht nur am Bahnhof unterstützt.
Wer nur sehr eingeschränkt oder gar nicht sehen kann, muss sich auf seine anderen Sinne verlassen. Hierfür verwenden Sehbehinderte und Blinde einen Pendel- bzw. Blindenstock. Mit diesem erfühlen sie ihre Umwelt. So erkennen sie Wege und Hindernisse. Für eine noch bessere Orientierung am Bahnhof und im öffentlichen Raum sorgt das Boden- bzw. Blindenleitsystem. Dank des Systems können öffentliche Verkehrsmittel leichter genutzt werden.
Wie funktioniert das Blindenleitsystem?
Der Japaner Seiichi Miyake entwickelte das Blindenleitsystem im Jahr 1965. Das eigentlich für einen Freund entworfene System setzte sich weltweit durch.
Die Idee des Systems sind taktile, also tastbare Elemente. Mithilfe seines Pendelstocks erfühlt der Sehbehhinderte seinen Weg. Die Elemente können Leitstreifen und Aufmerksamkeitsfelder sein. Leitstreifen sind längliche Linien, die führen und orientieren. Aufmerksamkeitsfelder weisen hingegen auf wichtige Ziele hin. Die Felder gleichen großen Rechtecken mit punktuellen Erhöhungen.
Wofür sind die Aufmerksamkeitsfelder?
Die größeren Flächen finden Sie vor Aus- und Eingängen, Treppen, Aufzügen und auf großen Flächen.
Diese Funktionen haben Aufmerksamkeitsfelder
- Abzweigefelder: weisen auf Verzweigungen oder Richtungswechsel hin
- Richtungsfelder: zeigen Richtungen, z. B. bei Fahrbahnquerungen an
- Auffindestreifen: zeigen den Beginn eines Blindenleitsystems oder weisen auf seitlich gelegene Ziele hin, z. B. Haltestellen oder Aufzüge
- Einstiegsfelder: markieren den Einstieg, z. B. an Bushaltestellen
- Warnfelder: warnen vor Hindernissen
- Auffangstreifen: begrenzen begehbare Flächen, z. B. auf Bahnsteigen
Wo wird das Leitliniensystem überall eingesetzt?
Die Bodenleitsysteme können beispielsweise aus Rillen- und Noppenplatten oder Noppenpflaster sein. Verwendete Materialien sind Beton oder Naturstein. In Innenräumen oder in Bahnhöfen werden auch Kautschuk, Metall oder Kunststoff eingesetzt. Sie finden die tastbaren Platten an Straßen, Plätzen, Haltestellen des ÖPNV, Bahnhöfen sowie öffentlichen Einrichtungen.
Das Blindenleitsystem am Bahnhof
Die Leitlinien lotsen Sie durch den Bahnhof und zum Gleis. Mithilfe der Aufmerksamkeitsfelder finden Sie Ihren Einstieg sowie Treppen und Aufzüge. Treppengeländer und Aufzüge sind mit Brailleschrift versehen. Auch Stufen oder Bahnsteigkanten sind kontrastreich gekennzeichnet.
Das Leitsystem stellt die Barrierefreiheit im öffentlichen (Straßen-)Raum sicher. So erhalten Blinde eine durchgängige Wegekette. Im Gebiet des VMS Verbundes finden Sie außerdem das Blindenleitsystem BLIS. Es unterstützt Seheingeschränkte. Mit einem speziellen BLIS-Handsender rufen Sie Informationen ab oder senden diese. Weitere Informationen zu Ihrer Bahnfahrt mit Mobilitätseinschränkung finden Sie auf unserem Blog.
Welche Erfahrungen haben Sie mit dem Blindenleitsystem gemacht? Was wünschen Sie sich, um sich sicher und selbständig am Bahnhof zu orientieren? Wir freuen uns auf Ihre Ideen als Kommentar.