Ist Bahn fahren für Frauen spät am Abend oder nachts gefährlicher als am Tag? Nein! Wir geben Ihnen Tipps, wie Sie sich am besten bei ihrer nächtlichen Fahrt verhalten sollten.
Als erstes eine Entwarnung: Laut Polizeistatistik sind Haltestellen oder öffentliche Verkehrsmittel für Frauen genauso sicher wie andere öffentliche Orte. Daher müssen sich Frauen vor einer nächtlichen Bahnfahrt nicht per se fürchten – die Gefährdungslage ist in öffentlichen Verkehrsmitteln nicht höher. Dennoch ist bei vielen Frauen das subjektive Sicherheitsgefühl schlecht: Sie empfinden also eine Bedrohungssituation und meiden deshalb Bus und Bahn in der Dunkelheit. Die Gründe hierfür sind vielfältig und reichen bis hin zur Angst vor Belästigung und Übergriffen. Doch wie kann man dieser Kriminalitätsangst begegnen?
Informieren Sie sich vor Ihrer Bahnfahrt
Seien Sie optimal vorbereitet: Suchen Sie bereits vor Ihrer Reise die beste Verkehrsverbindung raus. Wählen Sie eine Verbindung, bei der Sie unnötige Wartezeiten an den Haltestellen vermeiden.
Suchen Sie Rückendeckung
Falls Sie an einem Bahngleis warten müssen, stellen Sie sich mit Ihrem Rücken an eine sichere Abgrenzung wie der Wand des Wartehäuschen, eine Hauswand oder eine Stützmauer. Mit dieser Rückendeckung können Sie Ihre Umgebung sicher beobachten. Stellen Sie sich außerdem ins Licht oder zu anderen Personen.
Hinweis: An einigen Bahnhöfen gibt es eine Notrufsäule – von hier aus können Sie im Notfall einen Hilferuf absetzen.
Beobachten Sie aufmerksam Ihre Umgebung
Bleiben Sie aufmerksam und schauen Sie sich Ihre Umgebung genau an: Wer sind Ihre Mitreisenden? Gibt es Konfliktpotenzial wie etwa größere Reisegruppen, die angetrunken sind? Damit Sie nicht unnötig abgelenkt werden, sollten Sie über Ihre Kopfhörer nur leise Musik hören und sich nicht zu intensiv mit Ihrem Handy beschäftigen.
Tipp: Wie Sie gewaltbereite Mitreisende erkennen, lesen Sie in unserem Blogbeitrag.
Auch wenn die wohlige Wärme im Zug gepaart mit dem gleichmäßigen Rattern über die Schienen Ihre Müdigkeit verstärkt, sollten Sie wach bleiben. Wenn Sie Ihre Umgebung im Blick haben, haben Sie im Ernstfall ausreichend Zeit zum Reagieren.
Hinweis: Vermuten Sie jedoch nicht hinter jeder Person eine Gefahr, sonst steigern Sie sich unnötig in ein Angstgefühl.
Halten Sie Sichtkontakt
Wählen Sie einen Waggon, indem bereits mehrere Fahrgäste sitzen. Optimal sind verschiedene Reisende, die nicht zu einer einzelnen, großen Gruppe gehören. Sollte der Zug jedoch ziemlich leer sein, dann suchen Sie sich einen Sitzplatz im vorderen Wagenteil. Hier sind Sie stets in der Nähe des Fahrpersonals. Generell ist ein Sitzplatz ideal, von dem Sie möglichst den gesamten Waggon überblicken können. Setzen Sie sich außerdem nicht ans Fenster. Auf den Plätzen am Gang können Sie nicht eingekesselt werden und können schneller Ihren Sitzplatz verlassen.
Machen Sie auf sich Aufmerksam
Zeigen Sie deutlich, dass Sie nicht angesprochen werden wollen. Reagieren Sie dabei höflich und doch distanziert. Hier ist ein striktes „Nein!“ und das förmliche „Sie“ hilfreich. Wenn Sie sich belästigt fühlen, machen Sie dies klar: Sagen Sie laut, dass Sie sich belästigt fühlen. So erzeugen Sie bei den anderen Fahrgästen Aufmerksamkeit. Sprechen Sie im Ernstfall die anderen Fahrgäste an oder setzen sich zu ihnen.
Übergriffe nicht bagatellisieren
Mit der Reform des Sexualstrafrechts wurden die Rechte der Frau maßgeblich gestärkt. Wurden bisher ungewollte Berührungen lediglich als Beleidigung geahndet, gilt nun derart überrumpelndes Verhalten als sexuelle Nötigung. Hierzu zählen Berührungen, die sexuell bestimmt sind und durch die sich der Angegriffene belästigt fühlt. Erleben Sie eine derartige Situation haben Sie das Recht, zur Polizei zu gehen und diese Belästigung anzuzeigen. Nutzen Sie Ihre Rechte und verharmlosen Sie das Verhalten nicht.
Wehren Sie sich
Verbal oder körperlich – viele Angreifer erwarten dies nicht und lassen überrascht ab. Für Ihr Selbstwertgefühl ist es wichtig, Ihre persönliche Grenze abzustecken. Machen Sie sich nicht klein! Gemeinsam mit anderen zu reisen schafft zudem Sicherheit. Suchen Sie unter den Reisenden doch eine weitere allein reisende Frau und schließen sie sich zusammen.
Reisen Sie nachts allein mit der Bahn? Haben Sie dabei schon einmal eine brenzlige Situation erlebt oder beobachtet? Wie haben Sie reagiert? Lassen Sie uns an Ihren Erfahrungen teilhaben und schreiben Sie einen Kommentar.