7.700 Kilometer lang, eine eigene Frequenz von 16,7 Hertz, tägliche Versorgung von rund 20.000 Zügen mit Strom: Das Bahnstromnetz. Wie sicher oder gefährlich sind die Oberleitungen eigentlich für Reisende? Wir schauen uns die Leitungen mal genauer an.
Über 33.300 Kilometer lang ist das gesamte Streckennetz der Deutschen Bahn. Es verbindet urbanes Leben mit ländlicher Idylle – gesäumt von elektrischen Oberleitungen. Aneinandergelegt würden all diese Leitungen des Bahnstromnetzes von München bis nach Peking reichen. Bei all der Reiseidylle sollte jedoch nicht vergessen werden: Diese Oberleitungen ermöglichen erst einen Bahnverkehr und das mittels Strom. Viel Strom! Und zwar Hochspannung mit 15.000 Volt Mittelspannung. Trotz klarer Regeln und Hinweisschilder begeben sich dennoch Erwachsene, Jugendliche und Kinder immer wieder in Gefahr durch leichtfertiges Verhalten und Unachtsamkeit.
Woher kommt eigentlich der Strom in den Oberleitungen?
In speziellen Bahnstrom-Kraftwerken werden zwei Drittel der Energie erzeugt. Ein weiteres Drittel bezieht die Deutsche Bahn aus dem öffentlichen 50-Hertz-Netz. Da eine besondere Frequenz von 16,7 Hertz notwendig ist, wandeln Umformer und Umrichter den öffentlichen 50 Hertz-Strom in Bahnstrom um. Anschließend verteilt das Bahnstromnetz den benötigten Strom mit einer Hochspannung von 110 kV zu den Unterwerken. Hier wird die Hochspannung in 15.000 Volt Mittelspannung transformiert. Diese 15.000 Volt fließen nun durch die Oberleitungen und treiben die elektrischen Züge an. Berühren Sie also die Oberleitung oder kommen auch nur in deren Wirkungskreis, riskieren Sie gefährliche Verletzungen bis hin zum tödlichen Unfall.
Wann und wie gefährlich sind Oberleitungen?
Sie können die Gefahr durch den Strom der Oberleitung nicht erkennen: Denn Strom kann man weder sehen, hören noch riechen. Und dennoch fließt der Bahnstrom mit einer 68-maligen Stromstärke verglichen mit Hausstrom. Während Ihr Hausstrom 220 Volt Spannung, der Hausverteilerkasten 380 Volt und eine Straßenbahn-Oberleitung 500 bis 750 Volt hat, fließen durch eine Bahn-Oberleitung 15 000 Volt, durch eine Überlandleitung sogar 380 000 Volt.
Warum ist auch die Nähe von Oberleitungen gefährlich?
Die Gefahr besteht sogar nicht nur direkt an der Oberleitung. Um einen Stromschlag auszulösen, müssen Sie die Oberleitung nicht einmal direkt berühren. Es reicht aus, wenn Sie sich der Leitung auf weniger als 1,50 Meter nähern. Wie das geht? Strom kann die Luft überspringen. Hierzu gelangt der Strom auf einem Lichtbogen über den Körper zur Erde. Wasser leitet den Strom ungemein. Und da der menschliche Körper zu zwei Dritteln aus Wasser besteht, ist er ein optimaler Leiter. Der Strom tritt in den Körper ein und an einer anderen Stelle wieder aus. Die dabei entstehenden Temperaturen von 1 000 Grad enden meist tödlich.
ausreichend Abstand zur Oberleitung halten
Wer auf Wagons klettert, begibt sich in Lebensgefahr. Sie sollten ebenfalls darauf verzichten, in der Nähe von Bahngleisen Drachen, Drohnen oder Modellflugzeuge fliegen zu lassen. Denn diese könnten zu nahe an die Leitungen gelangen und dann den Strom nach unten zu Ihnen leiten. Natürlich sollte man auch nicht versuchen, mit einem Stock, Draht oder Ähnlichem von einer Brücke oder vom Boden aus die Bahn-Oberleitung zu berühren. Und auch Flüssigkeiten sind Tabu. Kippen Sie weder Wasser, Getränke noch Urin auf die Bahn-Oberleitung. Denn diese verringern den Sicherheitsabstand zu der Oberleitung, leiten den Strom und können so die tödliche Stromspannung direkt in Ihren Körper übertragen.
So können Sie Stromschläge an Oberleitungen verhindern
Um einen Stromschlag durch eine Oberleitung zu verhindern, sollten Sie stets die einfachen Verhaltensregeln beachten:
- Der Zutritt zum Gleisbereich ist außerhalb der zugelassenen Wege absolut verboten. So gelangen Sie gar nicht erst in die Nähe der Gefahrenquelle Strom.
- Überqueren Sie Gleise nie an ungesicherter Stelle.
- Bleiben Sie besonders bei feuchtem Wetter von den Leitungen fern. Steigt die Luftfeuchtigkeit, entstehen Lichtbögen auch bei größeren Abständen von der Oberleitung.
Agieren im Notfall – So verhalten Sie sich als Ersthelfer
Wenn Sie jemanden sehen, der auf dem Bahngelände von einem Stromschlag getroffen wurde, beachten Sie unbedingt: Auch wenn Sie schnell handeln wollen – Sie dürfen nicht direkt zum Unfallopfer gehen. Sie würden sich sonst selbst gefährden, falls dort noch Strom fließt. Als erstes muss der Strom in der Oberleitung abgeschaltet werden. Anschließend muss sowohl vor als auch nach der Unfallstelle die Oberleitung geerdet werden und erst dann ist die Unfallstelle für die Einsatzkräfte frei. Am besten Sie betätigen den Notruf und lassen die Rettungssanitäter helfen.
So verhalten Sie sich als Ersthelferin oder -helfer
- Wählen Sie die Notrufnummer 112.
- Veranlassen Sie die Sperrung des Zugverkehrs über die Hotline 0800 6 888 000 der Bundespolizei.
- Ist die bahnstromführende Oberleitung abgeschaltet und vor sowie hinter der Unfallstelle bahngeerdet, können Sie sich dem Unfallopfer nähern.
- Prüfen Sie, ob die verunglückte Person bei Bewusstsein und wie deren Atmung ist. Ist der Verunglückte bewusstlos oder hat eine auffällige Atmung sollten Sie eine Herz-Lungen-Wiederbelebung durchführen.
- Beruhigen und trösten Sie die Person bis zum Eintreffen des Rettungsdienstes.
- Machen Sie andere Personen durch lautes Rufen aufmerksam und nutzen Sie deren Hilfe.
- Berühren Sie Wunden nicht mit bloßen Händen, sondern ziehen Sie am besten Schutzhandschuhe an.
- Bringen Sie den Verletzten in die stabile Seitenlage.
Hinweis: Trotz der Gefahr, die von der Hochspannung ausgeht: Oberleitungen sind komplett ungefährlich, wenn Sie den Mindestabstand von anderthalb Metern einhalten.
Haben Sie schon einmal in der Nähe von Oberleitungen Drachen steigen lassen? Sind Sie sich der Gefahr durch die Stromleitungen bewusst oder gehen Sie locker mit diesen um? Erzählen Sie uns doch von Ihren Erfahrungen mit Oberleitungen, nutzen Sie dafür das Kommentarfeld.
Wohl hab ich als Schüler Drachen steigen lassen, doch nie auch nur in Sichtweite von Überlandleitungen, die manchmal landwirtschaftl. Agrarflächen überspannen. Uns´re Eltern haben mir erfolgreich erklärt, dass ich nicht geboren wurde, um mich so oder anders in Gefahr zu bringen. Auch hatte ich keine Altersgenossen, die je von mir Mutproben abverlangten, die Klettereien auf Wagen der Bahn bedeutet hätten. Kenne ich also lediglich aus den Zeitungsberichten über solche leichtsinnigen Beweisen-Woller-Müsser. Wenn ich mich am Bahn-hof aufhielt ohne zu verreisen, dann am Fenster des Fahrdienstleiters, der auf Bahnsteighöhe sein Stellwerk-Stübchen hatte. Stundenlang konnte ich ihm über die Schulter schauen, wenn er Ein- und Ausfahrten der Züge überwachte, einmal durfte ich die Durchsage für den einfahrenden Zug nach Ulm machen. Mehr verständlicherweise nicht. Allein das war für mich schon wie eine Geburtstagstorte. Trotz dreier übereinstimmender Uhren konnte man doch die Zeit vergessen !!! Auf dem Wege zum ausserörtlichen Bienenstand und Garten, der unser Naherholungsgebiet war mussten wir eine wärterbediente Blockstelle mit gekurbelter Einbaumschranke queren. Für´s Raufkurbeln hatte ich stets zu wenig Muckis. Dieser Bahnbeamte war so nett, mich stundenweise zu beaufsichtigen. So konnte ich, ohne von Vaters Bienen gestochen zu werden, beobachten wie er seine Arbeit als Zugmelder und Stellwerker mit den grossen Hebeln für die Formsignale vor und nach dem Übergang bewältigte. Das war phänomenal für mich in meinen Lederhosen und kariertem Hemd, wie man damals noch geklei-det war und zu der Zeit als die letzten Dampfrösser zwischen Geislingen/ Steige und Stuttgart verkehrten. Die Strecke dann auch Stück für Stück elektrifiziert und nach seinem Ausscheiden aus dem aktiven Dienst die Schrankenanlage vom örtlichen Bahnhof per Kamera und Minifernseher beaufsichtigt wurde. In Erinnerung daran werden meine Augen wieder nass. Taschentuch, wo bist du?
Wollte oder musste man rüber, hat man an einer orangenen Rufsäule den Taster betätigt – ähnlich wie die Sprechanlagen in den grossen Bahnhöfen. Heute möcht´ ich fast sagen, ich bin mit der Bahn „grossgeworden“. Meine grosse Schwester heiratete mitte der 70er in eine Eisenbahnerfamilie ein. Freilich hatte auch ich zu Hause eine Modellbahnanlage – die berühmte von der Göppinger Firma – ohne Oberleitung, mit Formsignalen ein- und zweiflügelig – einem ähnlichen Bahnübergang – die Dampfloks BR 05 und BR 24 und später den „Roten Brummer“, mit dem ich als Azubi durchs Untere Neckar- und Elztal tuckerte – bisschen ländlich, mit Bergen, nicht Lummer-land, aber klein und mein.
Heute fahre ich als 56jähriger auf meinem Laptop in Simulationsspielen fast alle Zuggattungen durchs virtuelle Land. Bevorzugterweise Reisezüge, nur zur Abwechslung mal ´nen Güterzug. Hier ein paar Beispiele: Dampfloks der Baureihen 01, 10, 18, 24, 44, 86. und auch Dieselloks wie BR 145, V200, BR 323 (Köf), BR 218, 232 (Ludmilla), der 628er, 642, 643- Triebzug, der ab Ulm nach Blaubeuren und retour fährt.. Eloks E50, 03 oder die 103, und dazugehörige Wagen. Aus der Alpenrepublik als Schlagobers das ÖBB -Krokodil, das im Führerstand wie die Gute Stube mit Herrgottswinkel wirkt.
Mann o Mann, da kann kannste wieder Kind sein !!! So kann man die Ausgehbeschränkungen auch überstehen.
Soweit mein Beitrag.
Vielen Dank für Euer Wissen über die Oberleitung der Bahn. Hab´dabei so manches dazugelernt, auch wenn ich beruflich zwar eisern aber kein Bahner (geworden) bin.
Frohe Ostern und massenweise Gesundheit wünsch´ ich Euch !