Neben Sicherheitssystemen, Signalen & Co ist der Lokführer der Garant für eine sichere Fahrt auf der Schiene. Deshalb muss er einmal im Jahr seine aktuellen Fahrkünste unter Beweis stellen: Aber nicht im Zug, sondern in einem Zugsimulator.
Auf zur virtuellen Übungsfahrt
Wenn Triebwagenführer zu ihren jährlichen Übungs- und Probefahrten antreten, steuern sie kein tonnenschweres Stahlross. Stattdessen gehen sie in einem großen Container mit beweglichen Beinen auf virtuelle Fahrt. Ein moderner Zugsimulator schafft es, das Fahrerlebnis nahezu originalgetreu nachzubilden. Das gilt für die Bewegungen des Zuges genauso wie für die Geräuschkulisse. Und er ist so realistisch, dass sich schon manch ein Lokführer dabei ertappt hat, während der Simulationstour entgegenkommende Züge zu grüßen.
Volles Programm mit Lerneffekt
Im Fokus der virtuellen Test- und Übungsfahrten stehen meist das Fahren nach Regelwerk, eine angemessene Kommunikation und das Reagieren auf unvorhergesehene Situationen.
Im Nebenraum überwacht ein Instrukteur den Triebwagenführer bei jedem Handgriff: Sitzen die Sicherheitsstandards und Vorschriften? Beachtet er alle Signale? Wird die Höchstgeschwindigkeit eingehalten und macht das Verhalten des Lokführers einen guten Eindruck? Je nach Trainingsaufgabe baut der Instrukteur dabei zusätzlich zahlreiche Störungen und spontane Zwischenfälle ein, die im täglichen Fahrbetrieb nur selten vorkommen.
Vorbereitet auf den Ernstfall
Der Lokführer muss darauf angemessen reagieren und das Gelernte anwenden. So können die Reaktionen hinterher ausgewertet und Lösungs-Routinen eintrainiert werden. Zwar werden Lokführer in der Theorie auf Gefahrensituationen vorbereitet. Sie persönlich zu durchleben, hinterlässt jedoch einen wesentlich größeren Lerneffekt als es Bücher oder Videos jemals könnten. Und wo würde das eindrucksvoller und sicherer erfolgen als in einem Simulator.
Energiesparen lernen
Neben den „Stresstests“ werden im Zugsimulator auch Übungen durchgeführt, in denen energiesparendes Fahren vermittelt und trainiert wird. Dabei lässt der Instrukteur den Triebwagenführer beispielsweise zunächst eine Strecke fahren. Auf der Wiederholungsfahrt zeigt er ihm dann, wo und wie Energie eingespart werden kann. Zum Beispiel indem man den Antrieb zurücknimmt und den Zug einfach rollen lässt. Dank der hohen Trägheit nimmt die Geschwindigkeit nur relativ langsam ab.
Und selbst beim Bremsen spart der Zug Energie: Denn die Reibungsenergie der Bremsen wird wieder in Strom verwandelt und ins Leitungsnetz zurückgespeist. Unter Ausnutzung der natürlichen Gegebenheiten lassen sich so mitunter insgesamt bis zu 25 Prozent sparen.
Warum ist der Zugsimulators so beliebt?
Die Zugsimulatoren machen die Ausbildung oder die Kontrolle von Triebwagenführer um vieles leichter. Sie sind meist um Jahre vorher ausgebucht und bei Eisenbahnunternehmen äußerst beliebt, weil sie zahlreiche Vorteile bieten:
- Ein „Stresstest“ für Lokführer mit dem Herbeiführen von unvorhergesehenen Situationen ist in der Realität nicht möglich, da es für alle Beteiligten zu gefährlich wäre.
- Der Simulator macht reale Fahrten im eng getakteten Schienenverkehr zudem unnötig, sodass übungsbedingte Behinderungen und Verspätungen ausgeschlossen werden.
- Organisation und Nachbesprechungen der Trainingsfahrten werden einfacher, sodass auch besser kontrolliert und effektiver weitergebildet wird. Außerdem kann die Ausbildungszeit vom Nachwuchs verkürzt werden.
Zugsimulatoren für jedermann
Für alle, die selbst einmal virtuell in eine Lok oder einen Triebwagen steigen wollen, halten Smartphone, Spielkonsole und PC zahlreiche Möglichkeiten bereit. Der ADAC hat in seinem Blog eine Übersicht von einigen Zugsimulationen zusammengestellt. Viel Spaß!