Täglich sind in Deutschland über 40.000 Züge im Personennah-, Fern-und Güterverkehr auf dem Schienennetz unterwegs. Diese Fahrzeuge werden von verschiedenen Punkten aus gesteuert. Der Triebfahrzeug- oder Lokführer, der sich im Führerstand des Zuges befindet, wird aus der zuständigen Leitstelle unterstützt. Bundesweit gibt es rund 2.800 Stellwerke, mit denen Signale und Weichen koordiniert und Streckenabschnitte kontrolliert werden. Welche verschiedenen Stellwerksformen es gibt, lesen Sie auf der Seite der Deutschen Bahn. Neben der Leitstelle kontrollieren auch automatische Sicherheitseinrichtungen die Fahrt des Zuges vom Beginn bis zum Ende. Doch wie wird der Zug aus dem Führerstand gesteuert?
Der Weg aus dem Bahnhof
Das Wichtigste bei der Ausfahrt aus einem Bahnhof ist, sicherzustellen, dass alle Fahrgäste aus oder in den Zug gelangt und die Türen geschlossen sind. Dafür existieren automatische Verriegelungssysteme, die dem Triebfahrzeugführer auf seinem Monitor anzeigen, wann die Verriegelung vollendet ist. Die Türen schließen entweder automatisch über Sensoren im Eingangsbereich, oder können zentral über einen Knopf aus dem Führerstand geschlossen werden. Diesen betätigt der Triebfahrzeugführer, wenn ihm der Zugführer das entsprechende Signal gegeben hat. Wenn aus der Leitstelle die Bestätigung kommt, dass der Zug losfahren kann, beginnt die Fahrt.
Auf der Fahrt
Die Geschwindigkeit des Zuges wird über den Fahr-Brems-Hebel gesteuert. Wird dieser nach vorn bewegt, nimmt der Zug Fahrt auf. Bremsen kann der Fahrzeugführer, indem er den Hebel zurückzieht. Der Geschwindigkeitsmesser zeigt an, wie schnell sich der Zug bewegt. Die automatischen Sicherheitseinrichtungen sorgen dafür, dass der Zug nicht schneller unterwegs ist als auf der Strecke erlaubt. Sie greifen auch ein, wenn ein Signal überfahren wird. Die Sicherheitsfahrschaltung, kurz Sifa genannt, muss vom Fahrzeugführer alle 30 Sekunden betätigt werden. So wird sichergestellt, dass der Zug noch aktiv gesteuert wird. Fällt die Sifa einmal aus, ertönt zunächst ein akustisches Signal. Anschließend leiten automatische Sicherheitssysteme eine Zwangsbremsung ein.
Ist der Zug mit höheren Geschwindigkeiten unterwegs, kann der Triebfahrzeugführer die vor ihm liegende Strecke auf einem Monitor einsehen. So weiß er, wann er die Geschwindigkeit reduzieren muss und wann es Zeit ist, wieder Gas zu geben. Daneben befindet sich ein Fahrplan im Führerstand, auf dem genau festgehalten wird, wann der Zug in welchem Bahnhof halten und wieder losfahren muss. Über ein Telefon oder ein Funkgerät kann der Triebfahrzeugführer Kontakt zur Leitstelle aufnehmen, falls eine außerfahrplanmäßige Situation eintritt. Es existiert außerdem eine direkte Sprechverbindung zu den Abteilen im Zug, über die die Fahrgäste im Notfall Kontakt zum Führerstand aufnehmen können. Über ein Mikrofon kann der Triebfahrzeugführer Durchsagen für die Fahrgäste machen und beispielsweise über den nächsten planmäßigen Halt informieren.
Je nach Bauart des Zuges unterscheiden sich die Führerstände in ihrer Ausstattung voneinander. Bei einigen muss der Triebfahrzeugführer noch mit zahlreichen Hebeln und Knöpfen arbeiten, bei anderen werden viele Abläufe automatisch oder über einen Bildschirm gesteuert. Mittlerweile fahren einige Züge in Deutschland bereits autonom. Welche Rolle der Triebfahrzeugführer hierbei noch spielt, lesen Sie auf unserem Blog zum Thema Autonomes Bahnfahren.