Zivilcourage

Zivilcourage zeigen: Hinsehen statt weggehen

 Ob Überfall, handgreifliche Auseinandersetzung oder Körperverletzung: An Bahnhöfen oder in Zügen kann es zu gefährlichen Situationen kommen. Sollten Sie selbst einmal in eine solche Lage geraten oder Zeuge einer Tat werden, ist Ihre Zivilcourage gefragt. Wir erklären Ihnen, wie Sie in derartigen Situationen am besten vorgehen, ohne sich selbst in Gefahr zu bringen.

Was bedeutet Zivilcourage?

Zivilcourage setzt sich aus dem Wort „Zivil“, gleichbedeutend mit „bürgerlich bzw. nichtmilitärisch“ und dem Wort „Courage“, das wiederum für „Mut“ steht, zusammen. Es beschreibt das selbstlose Verhalten von Menschen, die in Aktion treten, um anderen in gefährlichen Situationen zur Seite zu stehen. Dies kann beispielsweise der Fall sein, wenn jemand bedroht wird und ein Dritter sich der Situation stellt, anstatt wegzusehen.

Was würden Sie tun, wenn ein anderer Passagier im Zug angegriffen wird? Würden Sie versuchen, den Angreifer zu stoppen, Hilfe holen oder einfach zusehen? Ob Sie es glauben oder nicht: Oft kann auch schon genaues Beobachten, oder das Fotografieren der Tat dabei helfen, die Täter zu überführen. Denn beim direkten Eingreifen in die Tat könnten Sie sich selbst in Gefahr bringen. Ganz besonders, wenn Sie in der Unterzahl sind, oder der Täter stärker ist als Sie.

Gesetzeslage

Im Strafgesetzbuch wird das Wort „Zivilcourage“ nicht erwähnt. Dennoch sind Sie durch das Gesetz zur Hilfe in Notlagen verpflichtet. In § 323c StGB heißt es, dass Sie bei Gefahr oder Not Hilfe leisten müssen. Die Hilfestellung muss für Sie als Helfer aber zumutbar sein, das heißt Sie sollten sich dabei nicht selbst in Gefahr bringen.

In den meisten Situationen können Sie schon mit einem Anruf der Polizei dazu beitragen, dem Opfer zu helfen. Wenn Sie dagegen einfach weitergehen, obwohl Sie dem Opfer helfen könnten, ist dies eine unterlassene Hilfestellung. In diesem Fall könnte Ihnen sogar eine Gefängnis- oder Geldstrafe drohen.

Sechs Regeln für kritische Situationen

Damit Sie sich selbst nicht in Gefahr bringen, wenn Sie Zeuge einer gefährlichen Situation werden, gibt es sechs praktische Regeln, die Ihnen zeigen, wie Sie in diesem Fall am besten handeln:

  1. Helfen Sie, aber halten Sie Abstand: Schreiten Sie nicht körperlich ein. Seien Sie aufmerksam, sprechen Sie andere mögliche Helfende direkt an oder sagen Sie laut, dass Sie Hilfe organisieren. Schon dies kann dazu beitragen, dass vom Opfer abgelassen wird.
  2. Fordern Sie andere aktiv und direkt zur Mithilfe auf: Holen Sie sich Hilfe von weiteren Personen im Umfeld. Sprechen Sie z. B. das Zugpersonal an oder bitten Sie andere Passagiere zur Mithilfe.
  3. Beobachten Sie genau: Prägen Sie sich genaue Merkmale der Täter ein, oder fotografieren bzw. filmen Sie die Tat wenn möglich. So helfen Sie der Polizei, die Täter zur Verantwortung zu ziehen.
  4. Notruf wählen: Der nächste Schritt ist der Notruf, wählen Sie die 110. Falls Sie kein Handy bei sich tragen, bitten Sie jemand anderen, die Polizei zu verständigen. Schildern Sie die Situation kurz und bündig.
  5. Kümmern Sie sich um die Opfer: Leisten Sie erste Hilfe, wenn es Verletze gibt. Die Notversorgung kann Leben retten! Fragen Sie ggf. andere Personen um Unterstützung.
  6. Stellen Sie sich als Zeuge für die Polizei zur Verfügung. Ihre Aussage kann dazu beitragen, die Straftat aufzuklären.

Nun wissen Sie, wie Sie in einer brenzligen Situation am besten handeln. Denn jeder – unabhängig von Alter, Geschlecht, Größe oder Körperbau – kann Hilfe leisten, ohne sich selbst in Gefahr zu bringen. Mehr Informationen zum Thema Zivilcourage finden Sie auf der Webseite der Bundespolizei.

Sind Sie schon einmal in einer gefährlichen Situation selbst aktiv geworden oder haben dies miterlebt? Welches Handeln würden Sie sich selbst zutrauen? Hinterlassen Sie gerne einen Kommentar und teilen Sie Ihre Erfahrungen und Gedanken zum Thema Zivilcourage.

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2 Gedanken zu „Zivilcourage zeigen: Hinsehen statt weggehen

  1. Kerstin Cordes sagt:

    Hey,
    Mein Partner und ich wollten einmal in Bremen Schoppen gehen!

    Wir waren am 13.06.22 in Bremen.
    Auf der Rückfahrt vom Roland Center in Bremen stiegen wir in einen Bus dem E1 ein um mit diesem wieder zum Domsheide zu fahren .Irgendwie hatte ich beim Einsteigen in diesem Bus ein ganz komisches Gefühl und ich muss sagen mein Bauchgefühl hat mich nicht im Stich gelassen.
    Im Hinteren Teil des Busses waren einige Plätze frei , wir setzten uns auf die freien Plätze.
    Als auf einmal von der letzten Bank eine Person andere Personen beleidigte und anschrie. Die Person schien ein großes Problem mit Ausländer zu haben . Sie schien auch ein Messer bei sich zuführen- welches sie dem Päärchen auch zeigte- nun schien es mir – als hätten viele im Bus Angst vor dieser Person.
    Ich hörte das das Ausländische Päärchen sagten ich rufe nun die Polizei.
    Da wusste ich – nun muss du etwas tun.
    Ich drehte mich zu den Ausländische Päärchen um und sagte ihnen – das sie sich gerne zu uns setzen können .
    Diese nahmen es sehr gerne an und sie bedanken sich bei mir- ich war wohl die einzige die in diesem moment reagiert hat .
    Ich hatte keine Angst und finde man solle alle gleich behandeln, Mensch ist Mensch ob Schwarz oder Weiß .
    Ich hätte mich auch gefreut wenn man mir in dieser Situation geholfen hätte.
    Ab diesem Zeitpunkt war Ruhe im Bus .
    Die Person hinter mir – wusste das das Ausländische Päärchen nun nicht mehr angreifbar ist .
    Ich würde es jeder Zeit wieder so machen.
    Vlg Kerstin

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