Bei hohen Zuggeschwindigkeiten reichen Hauptsignale für den Bremsweg nicht mehr aus. Hier werden Vorsignale für eine sichere Bahnfahrt notwendig. Wir stellen Ihnen die Signale vor.
Sichere Bahnfahrt durch Vorsignale
Bei einem Tempo von 160 km/h benötigen die Züge einen Bremsweg von ca. 1.000 m. Vorsignale sollen ausschließen, dass das Lokpersonal ein Hauptsignal übersieht. Die Signalbilder warnen also rechtzeitig vor einer Streckenänderung, die ein Abbremsen notwendig macht. Hierfür zeigen die Eisenbahnsignale an, welches Signalbild den Zugführer am zugehörigen Hauptsignal erwartet. Ziel ist es, dass der Lokführer den Zug noch vor dem Hauptsignal zum Stehen bringen kann.
Diese Signalbilder gibt es als Vorsignale:
- Vr 0: Halt erwarten. Die runde Scheibe steht senkrecht. Ist ein Flügel vorhanden, zeigt dieser senkrecht nach unten.
- Vr 1: Fahrt mit Buchfahrplangeschwindigkeit erwarten. Die runde Scheibe liegt waagerecht. Ist ein Flügel vorhanden, zeigt dieser senkrecht nach unten.
- Vr 2: Langsamfahrt bzw. Fahrt mit Geschwindigkeitsbeschränkung erwarten. Die runde Scheibe steht senkrecht. Der Flügel zeigt schräg rechts abwärts.
Bild Vorsignale: Urheber WWSS1, CC BY-SA 3.0
Standorte der Vorsignale
Vorsignal und Hauptsignal stehen in einem Abstand zueinander, der dem Bremsweg entspricht. Diesen Bremswegabstand benötigen die Züge maximal, um vor dem Halt zeigenden Hauptsignal sicher zum Stehen zu kommen. Je nach Strecke und den örtlichen Begebenheiten wird der Regelbremsweg festgesetzt. Bei Hauptbahnen beträgt er in der Regel 1.000 oder 700 m. Auf Nebenbahnen kann dieser Abstand hingegen nur 400 m sein.
Führt die Strecke über einen Gleisbogen, ist das Hauptsignal für den Triebfahrzeugführer nicht einsehbar. Die Mindestsichtbarkeit, die abhängig von der Streckengeschwindigkeit zwischen 300 und 500 m liegt, ist demnach nicht mehr gegeben. Zwischen dem Vor- und dem Hauptsignal sind ein oder mehrere Vorsignalwiederholer notwendig, die das Hauptsignal ankündigen. Auf diese Weise wird die Mindestsichtbarkeit des Hauptsignals künstlich hergestellt.
Vorsignale werden prinzipiell rechts vom befahrenen Gleis aufgestellt. Ist eine eindeutige Zuordnung nicht möglich oder herrscht Platzmangel, dann wird das Signal über dem Gleis mittels Signalbrücken oder -ausleger befestigt.
Erhöhte Sicherheit durch Vorsignale
Durch die Vorsignalwiederholer kann auch ein unnötiges Abbremsen des Zuges verhindert werden: Beispielsweise wenn das Signal ursprünglich Halt angekündigt und das Hauptsignal inzwischen die Fahrtstellung eingenommen hat. Oder, wenn zwischen Vorsignal und Hauptsignal ein Halteplatz liegt und von diesem das Hauptsignal nicht erkennbar ist. Auch während des Halts zeigt der Vorsignalwiederholer die Stellung des Hauptsignals an. Dadurch wird das Sicherheitsrisiko gesenkt, dass der Triebfahrzeugführer die Vorsignalinformation während des Verkehrshalts vergisst.
Als Vorsignalwiederholer werden nur Lichtsignale genutzt. Dies gilt auch bei ansonsten rein mechanischen Stellwerksbereichen.
Hinweis: Die Hauptsignale für Ihre sichere Bahnfahrt lernen Sie in unserem gesonderten Beitrag kennen.
Achten Sie während Ihrer Bahnfahrt auf Haupt- und Vorsignale? Wir freuen uns auf Ihre Erfahrungen: Hinterlassen Sie uns im Kommentarfeld Ihre Eindrücke.
Foto: Olga Ernst & Hp.Baumeler, CC-BY-SA-4.0