Reisen mit Ökostrom – Wie klimafreundlich ist das wirklich?

Rund ein Viertel des Treibhausgases Kohlendioxid wird in Europa vom Verkehr verursacht. Zwar gilt Reisen mit der Bahn im Vergleich zum Auto oder Bus allgemein als klimafreundlicher, doch auch der für den Antrieb benötigte Strom verursacht hohe Emissionen. Kann Ökostrom die Lösung sein?

Was ist Ökostrom?

Eine genaue Definition von Ökostrom gibt es nicht. Der Begriff kann enger oder weiter gefasst werden. Die Grundlage ist jedoch, dass Strom aus erneuerbaren Energiequellen gewonnen wird. Das ist nachhaltiger und klimafreundlicher als die bisherige Produktion über fossile Energieträger und Kernenergie. Die klassischen Quellen für Ökostrom sind Windkraft, Wasserkraft, Sonnenenergie, Biomasse und Erdwärme. Abgesehen von der Herstellung unterscheiden sich normaler Strom und Ökostrom nicht voneinander.

Energiebilanz von Ökostrom

Reiner Ökostrom ist CO2-neutral. In den meisten Haushalten und Industrien, in denen Ökostrom schon verwendet wird, kommt jedoch ein Mix aus normalem Strom und Ökostrom aus der Steckdose. Bisher gibt es in Deutschland keine klaren Standards, die für die Bezeichnung „Ökostrom“ als verpflichtend gelten. Schon wenn ein Anbieter seinen Strom zur Hälfte aus erneuerbaren Energiequellen gewinnt, darf er das Produkt Ökostrom nennen.

2019 konnten in Deutschland dank der Stromerzeugung durch erneuerbare Energien 159 Millionen Tonnen CO2 eingespart werden. 244 Terawattstunden Strom wurden klimaneutral erzeugt. Zum Vergleich: Die Deutsche Bahn hat einen jährlichen Verbrauch von 10 Twh.
Ein alternativer Antrieb ist Wasserstoff: Eine so angetriebene Regionalbahn könnte 330 Tonnen Kohlendioxid im Jahr einsparen.

Wer fährt alles mit Ökostrom?

Seit 2018 fahren alle Fernverkehrszüge der Deutschen Bahn mit 100% Ökostrom. Reisende in ICE-, IC- und EC-Zügen sind dabei Teil eines Vorhabens, das bis 2040 ein großes Ziel hat: Die Klimaneutralität. Das bedeutet, dass kein CO2 mehr produziert wird oder die Emissionen an anderer Stelle ausgeglichen werden. Der Weg dahin ist jedoch noch lang, denn im Güter- und Nahverkehr wird immer noch hauptsächlich normaler Strom verwendet. Und auch bei Bahnhöfen, Büros und Liegenschaften muss auf Ökostrom umgestellt werden.
Einige Nahverkehrszüge werden schon jetzt klimaneutral betrieben, so zum Beispiel die S-Bahn in Hamburg und Berlin. Nicht alle Strecken des Nahverkehrs sind jedoch mit einer Oberleitung ausgestattet. Als Alternative wird an Fahrzeugen mit Wasserstoffantrieb und Batteriebetrieb geforscht: Ab 2024 will die Deutsche Bahn einen einjährigen Testbetrieb eines Regionalzuges in Baden-Württemberg starten, der mit Wasserstoff angetrieben wird. Denn bis 2050 müssen 1300 dieselbetriebene Züge ersetzt werden.

So sieht es in anderen Ländern aus

In der Schweiz will man ab 2025 mit 100 % Ökostrom unterwegs sein. Schon heute kommen 90% des Stroms aus Wasserkraftanlagen. In den Niederlanden fahren alle Züge schon seit 2017 klimaneutral. In Frankreich soll die Klimaneutralität auf den Schienen bis 2035 erreicht werden.

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