Vor allem abends haben Alleinreisende an Bahnhöfen und in Zügen oft ein leicht mulmiges Gefühl. Sollten Sie Menschen begegnen, welche Unbehagen in Ihnen auslösen, ist es ratsam, aufmerksam zu bleiben und alles genau im Blick zu behalten. Auch wenn es sich hierbei um Ausnahmefälle handelt, kann es passieren, dass Sie in eine gewalttätige Situation geraten. Für solche Vorfälle lohnt es sich, gut vorbereitet zu sein. Gewaltprävention kann Ihnen dabei helfen, drohende Gefahr zu deeskalieren und sich selbst und andere vor Übergriffen zu schützen.
Deeskalation statt Aggression
Oft treffen Gewalttaten nicht unmittelbar ein, sondern Täter suchen sich zunächst ein gezieltes Opfer. Es ist also wichtig, dass Sie der klassischen „Opferrolle“ nicht gerecht werden. Richten Sie Ihren Blick nicht Richtung Boden, nehmen Sie eine aufrechte Körperhaltung ein. Ein offensives, direktes Anstarren kann Aggression bei potentiellen Tätern hervorrufen und diese zusätzlich zum gewaltbereiten Handeln motivieren. Bleiben Sie also ruhig und entspannt. So vermitteln Sie, dass Sie souverän mit der Bedrohung umgehen.
Falls Sie verbal angegriffen werden, sollten Sie nicht auf die herausfordernden oder auch beleidigenden Sprüche eingehen. Auch hier kann es hilfreich sein, den Täter zu ignorieren. Lassen Sie sich in keinem Fall provozieren. Wenn Sie antworten möchten, sollten Sie die führende Rolle übernehmen. Siezen Sie den Täter, um die Distanz zu halten. Sie können diesen mit folgenden Sätzen adressieren:
- „Warum drohen Sie mir?“
- „Ich habe nichts mit Ihrer Aggression zu tun. Lassen Sie mich in Ruhe!“
Wenn es Ihnen möglich ist, sollten Sie sich auch räumlich von dem Täter distanzieren. Gehen Sie weiter oder setzen Sie sich um, wenn Sie sich im Zug befinden. Auch das Ansprechen und Hilfe erbitten von anderen Personen kann helfen, den Täter zu verunsichern.
Standhaft bleiben
Wenn sich gewaltbereite Menschen trotz Ihrer Abwehrstrategie nähern, sollten Sie alarmbereit sein. Zeigen Sie, dass Sie dies nicht dulden. Spätestens jetzt sollten Sie sich verbal wehren. Ein lautes und deutliches „Halt! Bleiben Sie stehen!“ gibt Ihnen die nötige Präsenz. Indem Sie die Hand ausstrecken, unterstreichen Sie Ihre selbstbewusste Konfrontation. In jedem Fall sollten Sie versuchen, den Täter zu irritieren und ihn an der Annäherung zu hindern.
Kommt es zu körperlicher Gewalt ist die Intervention schwieriger als zuvor. Zu Ihrem eigenen Schutz sollten Sie immer versuchen, eine Eskalation so gut es geht zu verhindern. Machen Sie auf sich aufmerksam und rufen Sie nach Hilfe. Sie können auch umstehende Personen dazu auffordern, den Notruf zu wählen.
Gewaltprävention ist wichtig, auch wenn Sie Zeuge werden
Die Techniken der Gewaltprävention empfehlen sich nicht nur zur Anwendung, wenn Sie selbst in Gefahr sind. Wenden Sie diese auch an, wenn Sie Zeuge einer gewalttätigen Situation werden. Schauen Sie nicht weg, zeigen Sie Zivilcourage. Denn der erste Schritt sollte immer sein, drohende Gewalt zu verhindern und Hilfe zu suchen. Greifen Sie dennoch nie überstürzt in eine Tat ein.
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