Romantik, Reisen, Fernweh, Sehnsucht und unendliche Freundschaft: Nur ein paar der Assoziationen, die viele Menschen mit Gleisen und Zügen verbinden. Daher haben sie sich zu äußerst beliebten Fotomotiven entwickelt. Aus der Ferne kein Problem. Doch der Trend, sich selbst oder andere auf den Gleisanlagen zu fotografieren, hat sich in den letzten Jahren immer mehr etabliert. Und das kann äußerst gefährlich werden.
Der Social-Media Hype
Seitdem ästhetische Fotos und spannende Videos auf Social Media zum Lebensinhalt vieler Kinder und Jugendliche geworden sind, hat die Suche nach den besten Foto-Locations begonnen. Bahngleise, Tunnel, Bahnhöfe und Züge wurden immer beliebter. Nach Angaben der Deutschen Bahn suchen vor allem Mädchen zwischen 12 und 16 Jahren Bahnanlagen zum Fotos schießen auf. Doch auch bei Jungen und Erwachsenen ist das Phänomen zu beobachten. Genaue Angaben dazu, wie häufig sich Personen unerlaubter Weise auf den Gleisen befinden, gibt es nicht. Denn wenn Personen von Lokführern oder der Polizei entdeckt werden, ist das meist eher Zufall als gezielte Suche. In den Fokus der Öffentlichkeit gelang das Thema in der Vergangenheit vor allem durch schwere und tödliche Unfälle, die auf eine Selfieaktion folgten. Doch warum ist der Aufenthalt auf Bahnanlagen so gefährlich?
Tödliche Gefahr
Das größte Gefahrenpotenzial besteht, wenn sich Personen unerlaubter Weise auf Bahngleisen aufhalten. Die Züge fahren meist mit hoher Geschwindigkeit und bewegen sich mittlerweile nahezu lautlos durch die Landschaft. Der Bremsweg ist in der Regel viel zu lang, als das der Fahrzeugführer spontan auf Hindernisse reagieren könnte. Daher ist es ein Trugschluss zu glauben, dass man einen herannahenden Zug immer frühzeitig wahrnimmt und sich von den Gleisen begeben kann.
Auch in Bahnhöfe einfahrende oder vorbeifahrende Züge können gefährlich werden. Der Luftdruck und die Strömung, die sich um den Zug herum entwickeln können, sind für unsere Augen nicht sichtbar. Daher gilt: Abstand halten, und die Markierungen am Bahnsteig beachten.
Auch auf den Dächern von Zügen werden immer wieder Fotos gemacht. Dabei ist nicht nur die Nähe zur Oberleitung sehr gefährlich: Alte, abgestellte Güterzüge können rosten und instabil werden. Immer wieder stürzen Kinder und Jugendliche beim Klettern ab und verletzten sich schwer.
Ein Selfie, das Konsequenzen hat
Auch, wenn das Fotoshooting ohne Zwischenfall stattgefunden hat, kann das Ergebnis Konsequenzen haben. Wird ein Selfie auf einer Bahnanlage auf Social Media gepostet, und der Urheber sowie der Ort kann eindeutig identifiziert werden, ist ein juristisches Nachspiel nicht unwahrscheinlich. Denn das unerlaubte Betreten von Bahnanlagen ist verboten und kann eine Geldbuße von bis zu 5.000 Euro zur Folge haben. Je nach Schwere des Verstoßes wurden auch schon Schadensersatzzahlungen und Freiheitsstrafen verhängt.
Was kann man tun?
Die Gefahr, die von Gleisen und Bahnanlagen ausgeht, ist den meisten Kindern und Jugendlichen nicht bewusst. Daher ist Aufklärungsarbeit das A und O, wenn zukünftig folgenschwere Unfälle vermieden werden sollen. Mit der Aktion „Wir wollen, dass du sicher ankommst“ hat die Deutsche Bahn verschiedene Kurzfilme erstellt, die Jugendliche auf die Gefahr aufmerksam machen. Die Bundespolizei bietet außerdem Informationsveranstaltungen und Präventionsgespräche an Schulen an, die über das Kontaktformular angefragt werden können.
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