Ein jeder, der regelmäßig Zug fährt, wird diese Meldung schon einmal gehört haben: Es kommt zu Verspätungen, da sich Personen oder Gegenstände auf den Gleisen befinden. Doch wie erfahren die Zugführer überhaupt davon? Und wie gefährlich können solche Situationen für Passagiere werden?
Personen auf den Gleisen
Spielende Kinder und Jugendliche, Menschen, die eine Abkürzung nutzen wollen, sich verlaufen haben und verwirrt sind oder den Nervenkitzel suchen: Ursachen für Personen auf Bahngleisen gibt es viele. Sie führen in den meisten Fällen zu Streckensperrungen und langen Verzögerungen im Fahrplan, bis die Bundespolizei die Strecke wieder freigibt. Außerdem ist der Aufenthalt im Gleisbett extrem gefährlich, da sich Züge ohne laute Geräusche nähern können und der Starkstrom auf den Oberleitungen lebensbedrohlich ist.
Bei der Meldung „Personen auf den Gleisen“ wird zwischen verschiedenen Gefahrenstufen unterschieden. Durch gezielte Nachfragen der jeweiligen Leitstelle über die Situation vor Ort wird die Gefahr eingeschätzt. Handelt es sich um einzelne oder mehrere Personen? Sind es Kinder oder ältere, verwirrte Menschen, werden die Züge meist angehalten und die Strecke wird gesperrt. Bei Erwachsenen, die als zurechnungsfähig eingeschätzt werden, erhalten die Lokführer meist die Anweisung, „auf Sicht“ zu fahren. Das bedeutet, sie verlangsamen ihr Tempo, sodass sie notfalls rechtzeitig anhalten können.
Wer unerlaubt Bahngleise überquert, macht sich strafbar. Wird man erwischt, ist mit einem Bußgeld zu rechnen. Muss die Strecke gesperrt werden oder kommt es gar zu einem Bremsmanöver, bei dem sich Fahrgäste verletzen, kann eine Freiheitsstrafe die Folge sein.
Gegenstände auf den Gleisen – Diese Maßnahmen machen die Zugfahrt trotzdem sicher
Was für einige Menschen wie ein lustiger Scherz erscheinen mag, kann für Lokführer und Fahrgäste sehr gefährlich werden: Gegenstände auf den Gleisen führen im schlimmsten Fall dazu, dass abgesplitterte Teile Menschen verletzen oder der Zug entgleist. Je größer und schwerer der Gegenstand dabei ist, und je schneller sich der Zug bewegt, desto größer ist die Gefahr. Um diese zu verringern sind Lokführer darauf geschult, aufmerksam und weitsichtig zu fahren. Bei dem Anzeichen eines Störfaktors auf den Schienen kann eine Notbremsung eingeleitet werden. Selbst wenn der Zug nicht vollständig zum Stehen kommt, reicht eine reduzierte Geschwindigkeit meist aus, um die Gefahr erheblich zu mindern. Weiterhin werden immer mehr Gleisabschnitte durch Zäune und Bepflanzung unzugänglich gemacht. In der Vergangenheit wurden zusätzlich zahlreiche Streckenabschnitte mit Videokameras versehen. Eine Großzahl der Vorfälle werden außerdem von aufmerksamen Passanten an die Polizei gemeldet, sodass die Warnsysteme der Bahn greifen können. Die Bahngesellschaften setzen weiterhin auf regelmäßige Schulbesuche, bei denen Kinder vor den Gefahren im Gleisbett gewarnt werden.
Wann entgleist ein Zug?
Die größte Gefahr, die von Personen oder Gegenständen auf den Gleisen ausgeht, ist das Entgleisen des Zuges. Dafür muss das Hindernis jedoch sehr schwer, oder an den Schienen befestigt worden sein. Andernfalls hält das Eigengewicht des Zuges ihn auf den Schienen. Eine Münze auf den Gleisen, wie mancherorts das Gerücht kursiert, kann beispielsweise kein Zugunglück verursachen.
Das Entgleisen eines Zuges ist in Deutschland äußerst unwahrscheinlich. Laut den Jahresberichten der Bundesstelle für Eisenbahnunfalluntersuchung ist die Zahl der Entgleisungen im Zeitraum 2010 bis 2019 um rund 35% zurückgegangen. Und auch die damit verbundenen Unfälle werden weniger. 2019 wurden nur vier schwere Entgleisungen dokumentiert. Mehr dazu erfahren Sie auf dem Sicher im Zug Artikel: So bleibt der Zug auf den Schienen
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