Forschungszüge: Ein Blick in die Zukunft

Das Labor auf die Schienen bringen: Aus diesem Gedanken entstand die Idee der Forschungszüge. Alte und ausrangierte Züge werden so umfunktioniert, dass in ihnen der Einsatz digitaler Systeme im Zugverkehr erforscht und die Erkenntnisse für moderne Strecken, zuverlässige Sicherungstechnik und den Bau neuer Fahrzeuge genutzt werden kann. Dafür arbeiten Wissenschaftler, Eisenbahner, Ingenieure und Bahnhersteller eng zusammen.

Das „Advanced-Trainlab“

 Ein ehemaliger Diesel-ICE der Baureihe 605 wurde zu einem Forschungslabor umfunktioniert: Das „Advanced-Trainlab“ ist nun auf der stillgelegten Bahnstrecke zwischen Annaberg-Buchholz und Schwarzenberg unterwegs. Innen sieht der Zug auf den ersten Blick nicht nach einem Labor der Zukunft aus. Vieles erinnert noch an die Zeit, als er Personen durch ganz Deutschland transportiert hat. Die Stuhl- und Tischgruppen können jedoch ausgebaut werden, sodass digitale Module Platz finden. Somit können verschiedene Feldforschungen gleichzeitig in den Wagons ablaufen.

Im Fokus der Forschung steht vor allem, den Verkehr auf der Schiene digital zu koordinieren. Dazu zählt zum Beispiel, die Zugabstände durch automatische Systeme zu verringern und damit die Pünktlichkeit zu verbessern sowie mehr Züge einsetzen zu können. Auch Hindernisse auf den Gleisen sollen mit Hilfe von Kameras, Infrarot-Aufzeichnungen und Laserüberwachung schneller und zuverlässiger erkannt werden. Zukünftig könnte eine durchgehende 5G-Funktechnik den Bahnfunk GSM-R ersetzen: Dafür wurden acht 5G-Sender an der Teststrecke montiert. Außerdem wird mit Hilfe von Antennen auf dem Zug das Mobilfunksignal an verschiedenen Streckenabschnitten analysiert.

Auch der Antrieb der Zukunftszüge ist ein wichtiges Thema. Der Diesel-ICE wird mit Ökodiesel betankt, der den CO₂-Ausstoß im Vergleich zum normalen Diesel um bis zu 90 Prozent senkt. Damit könnten auch bald Regionalzüge, die auf nicht elektrifizierten Strecken unterwegs sind, klimafreundlicher fahren.

 Der „Smart Rail Connectivity Campus“

Der Standort Annaberg-Buchholz, von dem aus auch die Teststrecke beginnt, dient als Zentrum für die Erforschung des intelligenten Schienenverkehrs. Am Smart Rail Connectivity Campus (SRCC) können neben Wissenschaftlern auch Studenten an Themen der Urbanisierung, Ökologisierung und Digitalisierung forschen. Ein großer Schritt auf dem Weg zum autonomen Bahnfahren erfolgte mit der Entwicklung des Triebwagenzugs LUCY. Als „Versuchskaninchen“ wird er genutzt, um das eigenständige Fahren mit der neuen Mobilfunktechnologie 5G zu erforschen. LUCY ist mit feinster Sensortechnik ausgestattet, die auch in der Luft- und Raumfahrt Verwendung findet. Erste Testfahrten wurden bereits durchgeführt.

Die großen Herausforderungen bei der Umsetzung neuer digitaler Projekte im Bahnverkehr liegt darin, die Funktion und die Sicherheit der Systeme nachweisen zu können. Denn die Sicherheitsstandards sind hoch, wenn es um den Transport von Personen auf Schienen geht. Und auch die Cyber-Sicherheit ist ein Thema, mit dem sich Experten auseinandersetzen müssen. Wie der aktuelle Stand im Bereich digitaler Schienenverkehr ist, können Sie auf der Seite „Digitale Schiene Deutschland“ verfolgen.

Copyright: Deutsche Bahn AG

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Die Züge der Zukunft

Grüne Mobilität: Die Herausforderung der zukünftigen Fortbewegungsmittel. Züge sind dem klassischen Straßenverkehr dabei um einiges voraus, denn hier wird schon seit längerem auf Elektrizität gesetzt. Zukünftig soll das Reisen mit der Bahn eine noch größere Rolle in der Fortbewegung spielen – Doch um immer mehr Menschen klimafreundlich durch das Land zu fahren, muss noch viel geforscht werden. Was müssen sie können, die Züge von morgen?

Woran wird geforscht?

Aktuell erreichen ICEs Geschwindigkeiten von bis zu 300 Kilometer pro Stunde. Bei der Bauart ist das das Maximum, wenn sicheres Fahren garantiert werden soll. Doch die Zukunft könnte anders aussehen: Mit Geschwindigkeiten von 400 Km/h wollen Forscher die Züge über die Schienen schicken. Dafür wird fleißig geforscht, an der Windschnittigkeit zum Beispiel. Aerodynamische Züge liegen besser auf der Schiene und verursachen weniger Lärm. Außerdem ist der Luftwiederstand geringer – Das spart Energie, ein entscheidendes Kriterium bei der Entwicklung neuer Technologien. Die Materialien beim Zugbau sollen leichter und umweltfreundlicher werden, ohne an Stabilität zu verlieren.
Die neuen Modelle werden in den Forschungszentren erst am Computer konstruiert und später in großen Windkanälen getestet. Dabei wird gemessen, verbessert und ausgetauscht. Bis irgendwann die perfekte Form und das perfekte Material gefunden ist.

Reisen als Luxus?

Ideen für bequemeres und hochwertigeres Reisen gibt es viele. Dabei geht es um ganz praktische Sachen, wie Stauraum oder Sitzplatzaufteilung – aber auch um verrückte und extravagante Neuerungen.
Zum Beispiel sollen Reisende zukünftig ihr Gepäck wie am Flughafen aufgeben können, um es am Zielbahnhof wieder entgegen zu nehmen. Das schafft Platz im Zug und macht das Reisen entspannter. Türen sollen sich mit Bewegungssensoren automatisch öffnen, und mehr gepolsterte Flächen machen das Stehen und Anlehnen bequemer. Das ergibt alles Sinn – Doch braucht der Zug der Zukunft auch ein Fitnessstudio mit Hometrainer und großen Musikboxen? Oder luxuriöse Einzelkabinen mit Fernseher und gepolsterten Sesseln? Diese Einfälle werden im Ideenzug der Deutschen Bahn umgesetzt, und können von Interessierten ausgetestet werden.

Der Next Generation Train

Im Institut für Fahrzeugkonzepte am DLR, dem Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt, wird seit einiger Zeit an einem neuen Hochgeschwindigkeitszug geforscht. Dieser „Next Generation Train“ soll sowohl für den Personentransport als auch den Güterverkehr eingesetzt werden. Eine aerodynamische Form, leichte Materialien, ein neuer Antrieb – Das Modell soll einen Systemwechsel mit sich bringen. Die Züge fahren ohne Lokführer, und die Wagen rangieren sich von alleine. Das Be- und Entladen wird von Robotern übernommen, um die Abfertigung von Gütern effizienter zu gestalten. Seit 2007 tüfteln Forscher an dem Hightech-Zug, und sind noch lange nicht fertig.

Nichts geht ohne gute Infrastruktur

All diese innovativen Ideen bringen nichts, wenn das Schienennetz zu klein und die Bahnhöfe zu eng sind. Die Deutschen Bahn will bis zum Jahr 2030 die Zahl der Zugreisenden verdoppeln – Doch dafür müssen noch viel mehr Verbindungen geschaffen und neue Züge eingesetzt werden. Um das Reisen mit der Bahn attraktiver und schneller zu gestalten, ist der „Deutschland-Takt“ in Planung: Die Züge sollen zu festen, regelmäßigen Zeiten in den Knotenbahnhöfen ankommen und abfahren. Die eng getakteten Zeiten sollen die Umsteigesituation für Fahrgäste entscheidend verbessern. Damit alle diese Ideen bald Wirklichkeit sind, wird in digitalen Innovationslaboren und Forschungseinrichtungen weiter fleißig gerechnet und getüftelt.

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