So wird eine neue Bahnstrecke gebaut

Deutschland ist von einem Schienennetz durchzogen, das sich insgesamt über rund 38 400 Kilometer Länge erstreckt. Vom nördlichsten Bahnhof in Westerland bis zum südlichsten Halt in Oberstdorf sind die Züge und Bahnen täglich unterwegs und transportieren sowohl Personen als auch größere Güter. Zusätzlich zu den vorhandenen Strecken werden immer wieder neue Verbindungen geplant, für die das Schienennetz ausgebaut werden muss. Die Idee dafür kann sowohl von Bund und Ländern als auch von der Bahngesellschaft kommen. Wie ein solches Bauprojekt von der Planung bis zur Umsetzung verläuft, erfahren Sie in diesem Beitrag.

Die Planungsphase

Der Bau einer neuen Bahnstrecke nimmt insgesamt sehr viel Zeit in Anspruch. Im Schnitt braucht es 20 Jahre, bis sich die Idee zu einer realen Schienenstrecke entwickelt, auf der Bahnen fahren können. Die meiste Zeit entfällt auf die Planung des Projekts. Denn in Deutschland gibt es im Bereich Infrastruktur ein breites Regelwerk, das beachtet werden muss. Der grobe Entwurf, der am Anfang eines neuen Bauvorhabens steht, wird mit der Zeit immer mehr verfeinert und an neue Bedingungen angepasst. Dabei müssen die verschiedenen beteiligten und betroffenen Personen und Instanzen ihre Interessen miteinander abstimmen. So stehen beispielsweise die Landkreise und Kommunen, in denen gebaut wird, zu Beginn besonders stark im Mittelpunkt. Eine neue Bahnstrecke verändert unweigerlich das Stadt- und Landschaftsbild, weswegen die entsprechende architektonische Umsetzung des Projekts genauso wichtig ist wie die Funktionalität.

Das Planungsfeststellungsverfahren

Vor der Umsetzung muss jedes Bauprojekt das sogenannte Planungsfeststellungverfahren (PFV) durchlaufen. Die verantwortliche Genehmigungsbehörde, in Deutschland ist das das Eisenbahn-Bundesamt (EBA), prüft im Rahmen des PFV, ob für das Vorhaben Baurecht erteilt werden darf oder nicht. Grundlage für diese Beurteilung sind zahlreiche Gutachten und Pläne, die durch die Bahngesellschaften bereitgestellt werden. Diese Dokumente sind Bürgern und Instanzen öffentlich zugängig, sodass von außen Einwände eingebracht werden können. Das EBA prüft diese Einwände und muss anschließend Lösungen erarbeiten, die für alle Betroffenen funktioniert. Ist das Baurecht meist nach mehreren Jahren erteilt worden, ist ein großer Teil des Planungsprozesses geschafft.

Die Finanzierung

Anschließend müssen die Bauherren einen Finanzplan erstellen, mit dem das Projekt umsetzbar ist. Bund, Länder und Deutsche Bahn schließen am Ende gemeinsam einen Finanzierungsvertrag ab – Auch dieser Schritt kann mehrere Monate bis Jahre dauern.

Die Vergabe von Aufträgen

Wenn der Finanzierungsplan schließlich steht, sucht die Deutsche Bahn nach Firmen, die das Bauvorhaben umsetzen. Der Vergabe der Aufträge muss ein Auswahlprozess vorausgehen, in dem die Abläufe und Kriterien genau festgelegt sind. So wird gewährleistet, dass die Vergabe transparent und fair abläuft. Auch dieser Schritt kostet weitere Monate.

Die Bauphase

Anhand der vorab geschriebenen Pläne und Entwürfe kann nach der langen Planungsphase die Bauphase beginnen. Dabei wird immer wieder kontrolliert, ob sich die Bauarbeiten im Zeitplan befinden und ob der Kostenplan funktioniert. Im Fokus stehen während der verschiedenen Bauabschnitte auch Sicherheitsfragen: So müssen Absperrungen und Zäune entlang der Strecken gebaut, Schranken und Weichen installiert und Tunnel oder Übergänge zum sicheren Überqueren der Gleise errichtet werden. All diese Sicherheitsvorkehrungen werden bereits vorab von Experten detailliert ausgearbeitet.

Im Rahmen der Bauphase können unvorhergesehene Umstände auftreten, die eine Umplanung nötig machen. Dazu zählen zum Beispiel unerwartete Gesteinsschichten oder archäologische Funde, die bei den Probebohrungen nicht aufgefallen sind. Daher kann sich der Zeit- und Kostenplan auch nach der Planungsphase noch verändern.

Die Entwicklungen des Deutschen Schienennetzes

Die Investitionen vom Bund fokussieren sich zunächst vor allem auf die Instanthaltung der bereits vorhandenen Infrastruktur und auf die Elektrifizierung des Schienennetztes, und weniger auf den Neubau und Ausbau von Strecken. Dennoch sind für die kommenden Jahre zahlreiche Projekte in der Planungs- bzw. bereits in der Bauphase. Viele dieser Bauvorhaben sind Teil des Deutschlandtaktes, mit dem bis 2030 der Schienenverkehr verstärkt ausgebaut werden soll. Auf dem BauInfoPortal der Deutschen Bahn sind alle Projekte aufgelistet.

Copyright: Deutsche Bahn AG / Uwe Miethe

 

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